Teil 1: Jahre 1900 bis 1910 – Die Gründerjahre

Während in einigen Kilometern Entfernung das erste der legendären Luftschiffe des Grafen Zeppelin in die Lüfte steigt und damit die Luftfahrt revolutioniert, beginnen im heimischen Oberuhldingen einige junge Männer mit dem organisierten Musizieren. Bereits im Jahre 1896 treffen sich regelmäßig etwa 5 bis 7 Musiker aus Oberuhldingen und Umgebung, um ihrem gemeinsamen Hobby nachzugehen, was dann im Jahre 1900 zur Gründung der Musikkapelle führt. Als Gründungsmitglieder werden folgende 11 Männer genannt:

Ludwig Berner (Dirigent), Leo Ley (Stellvertreter), Friedrich Löchle, Albert Löchle, Bernhard Bischoffberger, Eduard Endres, Anton Endres, August Keller, Karl Auer, Erhart Sauter, Sigmund Enderle

Unter der Leitung des damals 19 jährigen Ludwig Berner, der wie einige seiner Kollegen erste musikalische Erfahrungen in der bereits etablierten Musikkapelle Mimmenhausen sammeln konnte, finden die Proben der „Musikgesellschaft“ in der Stube der Familie Berner oder im „Vereinslokal“ Storchen statt. Oft tritt in den Protokollbüchern die „Musikgesellschaft“ im Zusammenhang mit der „Theatergesellschaft Oberuhldingen“ auf, mit der man beispielsweise zu Weihnachten auftrat. Einen ersten Vorstand im heutigen Sinne gab es nicht, es fällt jedoch immer wieder der Name Leo Ley, der zusammen mit dem Dirigenten für die Geschicke der jungen Kapelle Sorge trug. Dies ging soweit, daß Ludwig Berner bei der Neuanschaffung von Instrumenten diese aus eigener Tasche bezahlte und die Musiker bei ihm die Raten mühsam abstottern mußten. Bei nahezu jedem Anlaß im unmittelbaren Umkreis wurde musiziert und dabei eine intensive Kameradschaft gepflegt. Vierteljährlich wurden Versammlungen abgehalten, um finanzielle und organisatorische Fragen zu klären. So schritt man finanziell etwas „wackelig“ aber mit schier grenzenlosem Idealismus voran und legte in diesen Anfangsjahren den Grundstein für die nun 100 Jahre währende Geschichte der Musikkapelle Oberuhldingen.

Die Theatergesellschaft Oberuhldingen und einige Musiker der neu gegründeten Musikkapelle Oberuhldingen im Jahre 1901


Teil 2: Jahre 1910 bis 1920 – Jahre der Depression

Im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stand die ganze Welt unter Schock: Durch den Untergang der eigentlich „unsinkbaren Titanic“ erhielt der Glaube in die technischen Errungenschaften der damaligen Zeit einen gehörigen Dämpfer. Doch vor allem die traumatischen Ereignisse des 1. Weltkrieges, die ganz Europa in ein furchtbares Schlachtfeld verwandelten, brachten den Menschen Leid und Elend. Während man sich an den Fronten erstmals Materialschlachten unglaublichen Ausmaßes lieferte, litt die Bevölkerung in der Heimat unter den grausigen Folgen.

Davon blieb auch die junge Musikkapelle Oberuhldingen nicht unberührt, da fast alle Musikanten zum Militärdienst herangezogen wurden und einige von Ihnen nicht mehr zurückkehren sollten. Mit Ausbruch des Krieges mußten so die musikalischen Aktivitäten eingestellt werden. Durch Initiative von Ludwig Berner und Friedrich Löchle konnte direkt nach Beendigung des Krieges wieder an die Zeit vor 1914 angeknüpft werden.

Dieses Foto zeigt Ludwig Berner (1880-1947), den ersten Dirigenten der Musikkapelle Oberuhldingen, der mit großem Enthusiasmus und Einsatz die Kapelle fast 50 Jahre zusammenhielt. Vor allem in schwierigsten Zeiten war er es, der das drohende Ende der Kapelle abwenden konnte und sich somit allergrößte Verdienste um das musikalische Leben in unserer Gemeinde erworben hat.


Ein Auszug aus dem Protokollbuch macht den Neuanfang der Kapelle nach dem Krieg deutlich: „Nach Beendigung des Krieges im Jahre 1918 wurde die Musikkapelle von den leider stark zusammengeschmolzenen Mitgliedern unter Führung des Dirigenten Berner neu ins Leben gerufen. Beim Kriegerempfangstag an Weihnachten 1918 war die Musikkapelle wieder in der Lage bei dem Feste musikalisch mitzuwirken und zwar mit 11 Mitgliedern. Leider musste unser Kamerad Leo Ley [seine Zeit] während der schönen Feier in englischer Gefangenschaft verbringen…“

Durch Eintritt bzw. Anlernen neuer Mitglieder konnte die Kapelle schnell wieder auf die frühere Mitgliederzahl gebracht werden. Es wird von Ausflügen auf den nahegelegenen „Höchsten“ berichtet, zu denen man frühmorgens losmarschierte, zum Frühschoppen und abends zur Tanzmusik aufspielte und spät nachts erschöpft, aber mit guter Laune den Heimweg antrat. So waren die Uhldinger Musikanten seinerzeit gern gesehene Gäste in den Wirtshäusern rund um den Höchsten, da sie für gute Stimmung und „volles Haus“ sorgten.

Trotz widrigster Umstände schien man die Kriegswirren durch Engagement, Musik und Zusammenhalt schnell verdrängt zu haben und steuerte den turbulenten 20er Jahren entgegen.


Teil 3: Jahre 1920 bis 1930 – Turbulente Jahre

Auch nach Beendigung des 1. Weltkrieges, der Novemberrevolution im Jahre 1918, die das Ende der Monarchie bedeutete und die parlamentarische Demokratie einleitete, kam die „Weimarer Republik“ nicht zur Ruhe. Zahlreiche Putschversuche von links und rechts, Inflation, Hunger und die Reparationszahlungen an die Siegermächte des Krieges als Folgen der Unterzeichnung des Versailler Vertrages prägten die turbulente Zeit der 20er Jahre, die schließlich mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise die nächste Katastrophe heraufbeschwören sollte.

Die noch junge Musikkapelle hingegen steuerte ihrem 25-jährigen Jubiläum entgegen. Wie aus den Protokollbüchern ersichtlich, verregnete es dieses gut vorbereitete Fest jedoch komplett, was zu erheblichen finanziellen Einbußen führte, für die Dirigent und Vorstand persönlich haften mußten. So kam es dazu, daß eine Kuh des 1. Vorsitzenden Leo Ley zur Deckung der Verluste gepfändet wurde. Nach Differenzen wegen mangelnder Unterstützung beim Jubiläum, trat man kurzerhand aus dem Blasmusikverband „Seegau“ aus und orientierte sich Richtung Österreich und Böhmen. Man bestellte beispielsweise in Komotau neue, preiswertere Instrumente und orderte Noten aus Österreich. Aufgrund der finanziellen Lage wurden die Noten seinerzeit jedoch einfach abgeschrieben und mit dem Vermerk „kein Bedarf“ zurückgeschickt. Proben und spontane Auftritte wurden damals per „Fahrradboten“ bekanntgemacht. Dies war meist die Aufgabe des Sohnes von Dirigent Berner, unserem heutigen Ehrenmitglied Erwin Berner.

Dieses Foto zeigt die Musikkapelle Oberuhldingen vor einem ihrer Auftritte im Jahre 1927.

In diesen Jahren entwickelte sich erstmals eine rege Reisetätigkeit der Kapelle, die auf die Neuanschaffung eines Lastkraftwagens im Hause Berner zurückzuführen war. So steht im Protokollbuch: … „unternahm die Musikgesellschaft einen Ausflug nach Friedrichshafen mit dem neuen Auto des Herrn Dirigenten Berner. … trotz der schlechten Witterung steigerte sich die Stimmung immer besser und auf dem Heimweg über Stetten und Hagnau, woselbst wir je Halt machten und den guten Hagnauer Suser kosteten, gestaltete sich der Ausflug zu einem unvergessenen Erlebnis.“

Zahlreiche erfolgreiche Teilnahmen an Wertungsspielen und bei Musikfesten in der Umgebung zeugen von einem regen Vereinsleben: „Durch guten Zusammenhalt und Eifer an der Musik machten wir gute Fortschritte in unserem Können. Dadurch war es uns möglich an vielen Festen und Feiern teilzunehmen.“ Die schon zur Tradition gewordenen Ausflüge auf den Höchsten wurden selbstverständlich beibehalten. Trotz Lastkraftwagen war der Weg beschwerlich, was die Musikanten zu einigen „Imbissen mit Umtrunk“ zwang: „Je höher wir auf den Berg kamen, desto höher stieg die Stimmung bis wir auf dem Höchsten ankamen“.

Die Kapelle war zu einem festen Bestandteil des örtlichen Lebens geworden und präsentierte sich auch außerhalb der Gemeindegrenzen von der besten Seite, was unter anderem auch zu zahlreichen freundschaftlichen Verbindungen zu anderen Vereinen und Kapellen aus nah und fern führte.

Doch die sich ändernden politischen Verhältnisse jener Zeit sollten in den 30er Jahren auch an der Musikappelle nicht spurlos vorbeigehen, und so steuerte man in eine ungewisse Zukunft, die zur schwersten Belastungsprobe aller werden sollte.


Teil 4: Jahre 1930 bis 1940 – Beginn der Schreckensjahre

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten und der daraus resultierende 2. Weltkrieg prägen in diesen Jahren auch das Geschehen im Musikverein. Als Folge der nationalsozialistischen Politik werden die politischen Ämter in der Gemeinde neu besetzt. Letztendlich hat in der Gemeinde der Ortsgruppenleiter das Sagen. Der Musikverein wird vermehrt zu politischen Anlässen bestellt. So steht im Protokollbuch geschrieben:…..„anlässlich des Geburtstages des Reichskanzlers Adolf Hitlers wurde die Kapelle bestellt von den Ortsgruppen der NSDAP Ober- und Unteruhldingen zu einem Fackelzug und zum Setzen einer Linde.”

Zahlreiche kameradschaftliche Aktivitäten stärkten den Zusammenhalt, was sich unter anderem in den diversen Aktivitäten mit und ohne Instrument dokumentiert. Neben den schon traditionellen Ausflügen auf den Höchsten wurden so zahlreiche Wanderungen unternommen, deren Verlauf wohl jenem im Jahre 1931 glich:

„Der Ausflug war mit sehr schönem Maiwetter begünstigt, sodass auch der Durst bei der großen und schönen Wanderung nicht ausblieb, der aber in Baitenhausen sowohl in Stetten und Meersburg leicht gelöscht wurde und somit sämtliche Teilnehmer einen guten Humor mit nach Hause brachten.”

Dieses Foto zeigt die Musikkapelle Oberuhldingen im Jahre 1935 vor dem Tüfinger Gasthaus “Rose”, welches eine der gern gesehenen Zwischenstationen bei zahlreichen Wanderungen war.

In den Jahren 1936 bis 1939 trafen in den Sommermonaten regelmäßig zwei Sonderzüge mit Gästen der Organisation KDF ein. Diese wurden mit Musik vom Bahnhof abgeholt und in ihre Quartiere geleitet. Zur Begrüßung und zum Abschied wurden Tanzabende abgehalten, die von der Kapelle umrahmt wurden. In den Jahren vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wird das Leben der Musikanten und der Kapelle mehr und mehr durch die politischen Zwänge bestimmt, was sich in zahlreichen Auftritten bei Veranstaltungen des örtlichen Kriegervereines und von Parteiorganisationen widerspiegelt.

Als im September 1939 der Krieg ausbricht und viele der Männer zum Wehrdienst herangezogen werden endet auch abrupt die Tätigkeit der Musikkapelle. Es rücken andere, schreckliche Ereignisse in den Vordergrund, die ein Musizieren nicht mehr erlauben. So ist der Auftritt im August 1939 anläßlich einer goldenen Hochzeit in Daisendorf, zu der man wie so oft mit dem Auto des Dirigenten Berner gelangte, der letzte für viele Jahre. Noch konnte keiner von den Musikanten ahnen, daß man damit in dieser Zusammensetzung nie mehr musizieren wird.


Teil 5: Jahre 1940 bis 1950 – Ende und Neuanfang

Während der 2. Weltkrieg in vollem Gange ist, finden sich die wenigen zurückgebliebenen Musikanten im Mai 1942 zusammen, um Altbürgermeister Thaddäus Hofmann die letzte Ehre zu erweisen. So vermerkt das Protokollbuch: „Infolge Ablebens des Altbürgermeisters Thaddäus Hofmann hat sich Musikdirigent Ludwig Berner der Mühe unterzogen mit den noch vorhandenen Musikanten zusammen mit mehreren Kameraden von der Musikkapelle Mühlhofen an der Beerdigung das letzte Geleit mit Musik zu begleiten.“

Nach Beendigung des Krieges formierte man sich im Jahre 1946 wieder und versuchte mit den unversehrten Musikanten und den mittlerweile aus Gefangenschaft zurückgekehrten Kameraden den Neuaufbau der Kapelle. Da aber die Kapelle infolge zu schwacher Besetzung nicht selbstständig musizieren konnte, entschloß man sich, sich mit der Nachbarkapelle aus Mühlhofen, die ebenfalls unter den Folgen des Krieges litt, zusammenzuschließen. So probte man unter Leitung von Dirigent Berner zusammen mit den Kameraden aus Mühlhofen im dortigen Rathaus. Im Juli 1948 verstarb Ludwig Berner an den Folgen eines Unfalls. Er war wohl einer der engagiertesten Mitglieder des Musikvereins in seiner 100-jährigen Geschichte. Als Mann der ersten Stunde, hatte er das Amt des Dirigenten seit der Gründung im Jahre 1900 inne. Fast 50 Jahre lang bis hin zu seinem Tod war er die treibende Kraft der Kapelle und bewahrte diese mit ungebrochenem Eifer und Enthusiasmus während dieser Zeit des öfteren vor der Auflösung.

Zusätzlich geschwächt durch den Krieg und dessen Folgen drohte der Kapelle nun der völlige Zerfall. Um dies zu verhindern, begaben sich einige Musikanten der Kapelle auf die Suche nach einem neuen musikalischen Leiter. Mit Fridolin Schlegel aus Hallendorf konnte so glücklicherweise bei der einberufenen Generalversammlung ein neuer Dirigent präsentiert werden. Außerdem warb man um Jungmusikanten zur Verstärkung der Kapelle. Es waren dies: Hugo Möking, Rudolf Kessler, Kurt Löhle, Kurt Strasser, Erwin Berner, Albert Beil, Karl Lattner und Emil Nipp – Namen, die nicht nur im Musikverein Oberuhldingen bis zum heutigen Tag ein „Begriff“ sind. Mit 12 aktiven Musikanten, 8 Jungmusikanten, reparierten Instrumenten und dem Willen an vergangene, glücklichere Zeiten anzuknüpfen, begann so im Jahre 1948 der Neuaufbau der Musikkapelle Oberuhldingen. Geprobt wurde unter Zustimmung von Bürgermeister und Lehrer im hiesigen Schulsaal. Langsam aber sicher konnte man durch intensive Probe- und Nachwuchsarbeit zu alter Leistungsstärke zurückfinden. Folglich mehrten sich die Auftritte, und man konnte bei diversen Tanzveranstaltungen, Hochzeiten, kirchlichen Anlässen und Wertungsspielen wieder zu den Instrumenten greifen und gemeinsam musizieren.


Teil 6: Jahre 1950 bis 1960 – Jahre des Umbruchs

Nachdem die Währungsreform realisiert und im Jahre 1949 die Bundesrepublik gegründet wurde, begann man sich langsam aber gezielt mit großem Engagement dem Wiederaufbau zu widmen. Während der kalte Krieg seinen Anfang nimmt und die Nation Herbert Zimmermanns legendäre Reportage über den sensationellen Gewinn der Fußballweltmeisterschaft an den Radiogeräten verfolgt, gehen auch die Mitglieder des Musikvereins Oberuhldingen mit großem Eifer ihrem Hobby nach.

Die zweite Hälfte des Jahrhunderts beginnt für die Musikanten mit den Feierlichkeiten anläßlich des 50 jährigen Jubiläums der Musikkapelle Oberuhldingen, das begünstigt durch tatkräftige Unterstützung der Einwohnerschaft und hervorragendem Wetter zu einem großen Erfolg wurde. Der langjährige Vorstand und Mitgründer der Kapelle Leo Ley wurde zum ersten Ehrenvorstand ernannt und durch den neuen Vorstand Leo Dreher abgelöst.

Geprobt wurde damals im Rathaussaal von Oberuhldingen, dessen eine Hälfte gleichzeitig von einer Flüchtlingsfamilie bewohnt war. Um im Winter zu heizen, mußte jeder Musikant zur Probe ein „Holzscheit“ mitbringen oder dieses im gemeindeeigenen Holzschopf stibitzen.

Man nahm nun verstärkt an Wertungsspielen teil, deren Ergebnis exemplarisch im Protokollbuch wie folgt vermerkt wurde: „Die Kapelle hat sich nach der Massgabe der Zahl der Mitglieder (14 Mann) keine leichte Aufgabe gestellt. Die Einleitung verriet gute Tonbildung. Die einzelnen Stärkegrade waren sorgfältig gegeneinander abgewogen, es gab kein zuwenig und kein zuviel……Das Allegro wurde lebhaft, dem Charakter entsprechend durchgeführt und das Figurenwerk präzise vorgetragen. Note sehr gut.“

Im Jahre 1951 übernahm Erich Knobloch den Posten des ersten Vorstandes, den er bis ins Jahr 1958 bekleidete. Im selben Jahr traten einige Mitglieder, darunter auch Dirigent Schlegel, nach Auseinandersetzungen innerhalb der Kapelle aus. Das Dirigentenamt übernahm ab jenem Zeitpunkt Kurt Hoppe, unter dessen Stabführung die Zahl der aktiven Musiker und Zöglinge stetig anstieg.

Dieses Foto zeigt die Zöglinge des Musikvereines Oberuhldingen im Jahre 1955. Hintere Reihe von links nach rechts: Heinz Jost, Klaus Würzenbesser, Günter Müller, Peter Brodbeck, Rolf Abt. Vordere Reihe von links nach rechts: Konrad Henke, Dieter Knobloch, Hartmut Seeliger, Falko Hähle.

Auch in den 50er Jahren pflegte man freundschaftliche Verbindungen zu anderen Vereinen und Musikkapellen, so unter anderem zur Musikkapelle aus Langenau/Wiesental, die mit Besuch und Gegenbesuch  intensiviert wurden.

Die rein kameradschaftlichen Aktivitäten kamen ebenfalls nicht zu kurz und so konnte man gemeinsam zahlreiche Ausflüge bestreiten und den Gemeinschaftssinn stärken. Jeweils Ende Juli organisierte man auf der Aachinsel Feste, die zum Vorläufer des heutigen Dorffestes wurden.

Im Jahre 1958 mußte der erste Vorstand Knobloch aus gesundheitlichen Gründen sein Amt abgeben. Zum Nachfolger wurde Herbert Krug, eines unserer heutigen Ehrenmitglieder, gewählt.

Ende der 50er Jahre steigerte sich die Zahl der Proben und Auftritte stetig. So vermerkt der Dirigent im Jahr 1959 insgesamt 127 Proben, die Zahl der Auftritte nicht hinzugerechnet. In jene Zeit fällt auch die Gründung der Bauernkapelle Oberuhldingen, die sich aus Mitgliedern der Musikkapelle formierte und mit ihrer Tanzmusik schnell im weiten Umkreis bekannt und beliebt wurde.

Durch Besonnenheit, Fleiß und jede Menge Idealismus konnte man so den Verein über Wasser halten und sich damit auch nach dem Krieg wieder zu einem unverzichtbaren Teil des Gemeindelebens entwickeln.


Teil 7: Jahre 1960 bis 1970 – Jahre des Aufschwungs

Die 60er Jahre waren in mehrerlei Hinsicht turbulent und dramatisch:  Im Zuge der Kuba-Krise entging man knapp dem 3. Weltkrieg. Hoffte man im jungen, dynamischen John F. Kennedy einen Staatsmann zu sehen, der die Spannungen zwischen Ost und West ohne Eskalation abbauen könnte, so folgte der Schock durch seine Ermordung postwendend. Während Millionen von Fernsehzuschauern rund um den Globus Neil Armstrong auf dem Mond spazieren gehen sehen und somit dieses Jahrzehnt beschließen, haben auch die Mitglieder des Musikvereins Oberuhldigen aufregende Jahre hinter sich gebracht.

Bei den Neuwahlen im Zuge der Jahreshauptversammlung im Januar 1960 wurde Fritz Stefan als Nachfolger von Herbert Krug zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die Musikkapelle tritt bei allen Anlässen des Dorfgeschehens, wie beispielsweise kirchlichen Feiertagen, an Fasnacht, bei Hochzeiten und Jubiläumsveranstaltungen auf. Darüber hinaus beteiligt man sich regelmäßig mit großem Erfolg an Wertungsspielen und tritt bei diversen Tanzveranstaltungen auf, deren steigende Anzahl mit der Gründung einer speziellen Tanzmusikabteilung Rechnung getragen wird.

Im Jahr 1962 verunglückt der 1. Dirigent Kurt Hoppe bei einem Arbeitsunfall schwer und Leo Müller übernimmt daraufhin kommissarisch das Amt des Dirigenten, das er ab 1964 endgültig inne hat.

Daß auch die fünfte Jahreszeit zu Irritation und Mißstimmung führen kann, beweist ein Protokollbucheintrag des Jahres 1963: „Am Abend war der Musikausschuß mit der Vorstandschaft zur Elferratssitzung eingeladen. Bei dieser hitzigen Sitzung wurde unser Jugenddirigent persönlich beleidigt. Aus diesem Grund trat er aus dem Verein aus. Die ganze Kapelle hofft, daß so etwas nicht wieder vorkommt, denn sonst ist die Tätigkeit der Kapelle in Frage gestellt!“

Auch am Jahrhundertereignis, der Seegfrörne im Winter 1962/63 spielte man selbstverständlich auf. Das Wasser war zwar fest zugefroren, doch an Zufuhr von Flüssigkeit sollte es den Musikanten trotzdem nicht mangeln!

Das Jahrhundertereignis am See: Die Musikkapelle spielt auf dem zugefrorenen Bodensee am 17.02.1963 bei Unteruhldingen

1964 stirbt der Mitbegründer und langjährige Vorstand der Musikkapelle Leo „Lupe“ Ley und damit auch ein Stück der Oberuhldinger Musik.

Amüsantes gibt es vom Bezirkskonzert 1965 in Oberuhldingen zu berichten. So vermerkt Schriftführer Hoppe folgendes : „Als dann um Mitternacht die Musik ihre Instrumente einpackte, wurde es noch lange nicht ruhig, ich glaube so mancher kam erst im Morgengrauen ins Bett… . Um 10.30 Uhr begann unsere Kapelle unter Leitung von Leo Müller ein sauber einstudiertes Frühschoppenkonzert. Das sorgenvolle Gesicht des Dirigenten strahlte nach den ersten Takten zu recht. Trotz des „Hochwassers“, das mancher Musiker am Vortag zu verzeichnen hatte, klappte alles wie am Schnürchen… .“

1966 zählte die Musikkapelle 43 aktive Musikanten und Zöglinge sowie eine stetig angewachsene und stattliche Zahl von 178 Vereinsmitgliedern. Vor allem der immer größer werdende Anteil der jungen Musikanten zeugt von einem gesunden Vereinsleben, gesteigertem Ansehen im Dorf  und reger Tätigkeit der Kapelle. „Die Kameradschaft sei gut. Über den Leistungsanstieg war der Dirigent erfreut. Wöchentlich werden 4-5 Proben abgehalten, bedingt durch die große Anzahl Jugendlicher. Die Eltern der Jugendlichen ermahnte er, ihre Kinder zur besseren Instrumentenpflege anzuhalten.“

Im selben Jahr konnten die Musiker erstmals in neuer Uniform auftreten und seit jener Zeit unter dem Namen „Trachtenkapelle Oberuhldingen“ musizieren.

Im Jahr 1967 wird Kurt Hoppe, der unter anderem auch den Oberuhldinger Narrenmarsch komponiert hat, aufgrund besonderer Verdienste um den Verein zum Ehrendirigenten ernannt. Der damals amtierende musikalische Leiter Leo Müller erwarb sich den Titel des Diplom-Volksmusikdirigenten und wurde zum Bezirksdirigenten ernannt. Kameradschaftsabende, Jahresausflüge (z.B. nach Ettenheim, Düsseldorf, Ihringen), sowie diverse kameradschaftliche Aktivitäten mit Kind und Kegel runden die gute Stimmung innerhalb des Vereins in jener Zeit ab.


Teil 8: Jahre 1970-1980 – Jahre der Kontinuität

Die Terroristen der RAF halten die ganze Nation in Atem, Willy Brandt erhält den Friedensnobelpreis und sein Kniefall am Mahnmal im Warschauer Ghetto läutet die Annäherung der beiden getrennten deutschen Staaten ein. Deutschland ist Schauplatz der Olympischen Spiele, sowie Ausrichter und Gewinner der Fußballweltmeisterschaft 1974. Doch auch die Ölkrise beschäftigt die Menschen und beschert die ersten Fahrverbote auf deutschen Straßen.

Für die Musiker aus Oberuhldingen beginnt das neue Jahrzehnt mit einer erneuten Fahrt ins Rheinland, wo man an einer Prunksitzung der befreundeten Karnevalsgeschellschaft aus Köln-Bentzberg teilnimmt und dort zum Tanz aufspielt.

Im Herbst 1971 übernimmt Günter Müller das Amt des Dirigenten der Musikkapelle Oberuhldingen und löst damit seinen Namensvetter Leo Müller ab.

In jene Zeit fällt auch die erste und bis heute währende Teilnahme am von der Freiwilligen Feuerwehr veranstalteten Weinfest im Oberhof.

Im Jahr 1974 beschließt man zusammen mit den Kirchenchören aus Seefelden und Mühlhofen erstmals ein Konzert in der Lichtenberghalle durchzuführen, was im Protokollbuch mit folgender Zielsetzung begründet wird: „Schlußpunkt eines ereignisreichen Jahres wird erstmalig ein Galakonzert sein … . Die Vereine möchten mit diesem Konzert ein möglichst breites Publikum ansprechen und werden ein reichhaltiges Repertoire volkstümlicher und festlicher Musik zu Gehör bringen.“ Das damit ins Leben gerufene vorweihnachtliche Konzert in der Lichtenberghalle wird bis in die heutige Zeit aufrecht erhalten und traditionell durch die beiden Klangkörper Kirchenchor Seefelden und Musikkapelle Oberuhldingen gestaltet.

Ebenfalls ins Jahr 1974 fällt der Umzug der Musikanten vom alten Probelokal in den Räumlichkeiten der Feuerwehrabteilung Oberuhldingen ins neue Probelokal im Kindergarten in Oberuhldingen.

Die Geschicke des Vereines wurden in den 70er Jahren hauptsächlich durch den 1. Vorstand Fritz Stefan, den 2. Vorstand Albert Beil, dem Schriftführer Johannes Boedecker, dem Rechner Emil Nipp und dem musikalischen Leiter Günter Müller mit Kontinuität und Sorgfalt geleitet. Im Vorfeld des 75jährigen Jubiläums unternahm man seitens aller Vereinsmitglieder (aktiv, wie passiv) große Anstrengungen, um „ein Ereignis für die gesamte Einwohnerschaft“ bieten zu können. Einem Artikel im Südkurier vom 30.Mai 1975 ist folgendes zu entnehmen: … kann man feststellen, welche Aufgaben die Kapelle von der Gründung bis zum heutigen Tag zu meistern hat. Opfermut, Idealismus, Freude an der Volksmusik und an der Gemeinschaft waren die Grundpfeiler. Die Musikkapelle Oberuhldingen ist aus dem Gemeinschaftsleben der Gemeinde nicht wegzudenken. Das Bild an kirchlichen und weltlichen Festen wäre unvollständig, wenn die Musikkapelle nicht ihren Platz an der Spitze inne hätte.“

Die Feierlichkeiten zum 75. Wiegenfest des Vereins wurden mit großem Erfolg in der Lichtenberghalle abgehalten und unter den mehr als 3000 Gästen konnte man auch Innenminister Schiess begrüßen. „Es waren Tage der Freude an der Volksmusik, Bekenntnis zur Gemeinschaft und Werbung für die Volksmusik. Das gut organisierte Jubiläum stand unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Karl.Heinz Weber.“

Das Foto zeigt die Musiker der Musikkapelle Oberuhldingen im Vorfeld der Feierlichkeiten anläßlich des 75 jährigen Jubiläums im Jahre 1975.    
 

Auch überregional konnte man von sich reden machen. So spielte man beispielsweise beim Heimatabend auf, der im Südwestfunk übertragen wurde. Auch im Rahmen der Bundesgartenschau 1977 in Stuttgart konnte man zusammen mit der Trachtengruppe die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen sowie stellvertretend die gesamte Bodenseeregion repräsentieren.

Im Jahr 1977 richtete man erstmals ein eigenes Dorffest im Ortskern von Oberuhldingen aus und konnte damit an die Tradition der Aach-Insel-Feste aus früheren Tagen anknüpfen. Darüber hinaus konzertierte man in regelmäßigen Abständen im Hafenbereich Unteruhldingens bei Promendenkonzerten, die zur Förderung des Fremdenverkehrs und der Belebung des örtlichen Kulturgutes eingerichtet wurden.

Ausgangs des Jahrzehnts zählte der Musikverein 31 aktive Musikanten, 8 Zöglinge, 6 Ehrenmitglieder sowie 148 passive Mitglieder – eine solide Basis für die weitere erfolgreiche Arbeit in den kommenden Jahren war somit in den 70er Jahren geschaffen worden.


Teil 9: Jahre 1980-1990 – Jahre der Verjüngung

Im ukrainischen Tschernobyl kommt es durch einen Reaktorunfall im Kernkraftwerk zum absoluten „Super-Gau“, der Auswirkungen auf ganz Europa haben sollte. Doch auch durch den Generationswechsel im Kreml sind die Augen gen Osten gerichtet: Gorbatschows Reformkurs läutet das Ende des kalten Krieges ein und führt schließlich zur Demokratisierung des Ostblocks und der Wiedervereinigung von BRD und DDR. Boris Becker und Steffi Graf sorgen für einen wahren Tennis-Boom in Deutschland, der fast so lange dauern sollte, wie die Amtszeit des Rekordkanzlers Helmut Kohl.

Im heimischen Oberuhldingen beginnen die Musiker das Jahrzehnt mit großen Bemühungen den Leistungsstand der Kapelle weiterhin auszubauen: „Breiten Raum nimmt die Nachwuchsausbildung für die Kapelle ein, damit auch Sorge für den Bestand in der Zukunft getragen ist. Auch interessiert sich die Jugend in jüngster Zeit erfreulicherweise wieder sehr für die Musik. Das heutige Programm des Musikvereins Oberuhldingen ist sehr vielseitig und kann immer wieder dank des guten Standes der Kapelle, der Erfahrung des Dirigenten und der Zusammenarbeit innerhalb der Vorstandschaft gemeistert werden.“ Vor allem die intensive Nachwuchsarbeit trägt Früchte: Das Durchschnittsalter der Kapelle sinkt stetig, und die Jungmusikanten können zahlreiche Auszeichnungen von den Wertungsspielen mit nach Uhldingen bringen. Die „Liechebergbuebe“ sorgten somit für junges Blut, musikalisch gut ausgebildeten Nachwuchs und bildeten den Grundstock für die Zukunft der Musikkapelle.

Das Foto zeigt die Musikkapelle Oberuhldingen vor dem Fischerhaus in Seefelden anno 1985

Die Uhldinger Dorffeste wurden zu einem fest etablierten Bestandteil im Jahreskalender der Gemeinde, doch wie so häufig war der betriebene Aufwand der veranstaltenden Vereine durch das berühmt berüchtigte Dorffestwetter (wie beispielsweise im Jahr 1982) gefährdet: „Pünktlich zum Faßanstich regnete es und anstatt des vorgesehenen Platzkonzertes der Trachtenkapelle Oberuhldingen leuchteten helle Blitze am wolkenverhangenen Himmel auf. Nach knapp zwei Stunden war der Spuk vorbei und innerhalb von kurzer Zeit war der Festplatz geradezu überflutet (von Besuchern). Zufriedene Gesichter sah man bei den Gästen und Veranstaltern gleichermaßen, denn keiner hatte eine solche Sommernacht noch erwartet.“

Das Jahr 1985 bringt gravierende Veränderungen in der Vorstandschaft mit sich und läutet damit ein neues Zeitalter ein: Fritz Stefan, der 25 Jahre als 1. Vorstand fungierte und Emil Nipp, der über den selben Zeitraum Herr der Finanzen war, gaben ihre Ämter ab und wurden aufgrund ihrer großen Verdienste für den Musikverein zum Ehrenvorsitzenden, bzw. Ehrenmitglied ernannt. Mit dem neuen Vorstand Alfred Boonekamp, 142 passiven und 45 aktiven Mitgliedern nahm man so das 85 jährige Jubiläum der Musikkapelle in Angriff.

Die Auftritte im schweizerischen Thal, bei der befreundeten Kapelle in Langenau (Wiesental), sowie der Ausflug nach Efringen-Kirchen (Markgräflerland) sollten über die  musikalischen Ziele hinaus auch den Gemeinschaftssinn stärken und die vielen jungen Musikanten integrieren.

Im Rahmen der zur Tradition gewordenen Weihnachtskonzerte konnten 1986 mit Leo Müller und Herbert Krug zwei weitere Männer zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt werden, die sich diese Auszeichnung durch unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Kapelle verdient haben.

Leider mußte man in jenem Jahrzehnt aber auch von den verdienten Ehrenmitgliedern Karl Beil, Hugo Möcking und Adolf Hofmann Abschied nehmen.

Ende der 80er Jahre plante und realisierte man Großinvestitionen, denn die Beschaffung neuer Instrumente, die Einkleidung der Musiker mit einer neuen Tracht (ab 1988), sowie Auslagen für Tonaufnahmen standen an.

Im Jahre 1987 verewigte sich die Musikkapelle gleich zweimal auf Vinyl: So war man auf der Schallplatte der musizierenden Uhldinger Vereine, wie auch auf dem Tonträger „Blasmusikgrüße vom Bodensee“ zu hören. 1989 setzte man dem durch die Produktion einer eigenen Musikkassette („Immer wenn Musik erklingt“) noch „einen drauf“. Damit hatte man zweifellos einen Meilenstein gesetzt, und das Leistungsvermögen der Kapelle eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit der Rekordanzahl von 50 aktiven Musikanten beschließt man dieses ereignis- und erfolgreiche Jahrzehnt und beginnt sich den Vorbereitungen des 90 jährigen Jubiläums zu widmen.


Teil 10: Jahre 1990-2000 – Jahre des Wechsels

Nach über 40 Jahren sind die beiden deutschen Staaten wiedervereinigt und Deutschland kann in Italien zum dritten Mal die Fussballweltmeisterschaft erringen. Kriege im Irak, in Afrika und auf dem Balkan sorgen weltweit für Ernüchterung.

Für den Musikverein Oberuhldingen sollte das Jahr 1990 bedeutende Veränderungen mit sich bringen.

So wurde das 90-jährige Bestehen der Musikkapelle im Rahmen einer dreitägigen Veranstaltung mit großem Festzelt im Ortskern Oberuhldingens gebührend gefeiert. Im Zuge dieses Jubiläums übergab Dirigent Günter Müller, der in der Kapelle mehr als 18 Jahre den Taktstock führte und heute Ehrendirigent ist, den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Erwin Stengele. „Der wohl größte Verdienst Müllers sei darin zu sehen, daß er der Kapelle musikalisches Profil gegeben habe. Diesem Profil haben wir es zu verdanken, daß die Musikkapelle Oberuhldingen das heutige Ansehen und auch die Beliebtheit weit über die Gemeindegrenzen hinaus vorweisen kann.“ (Bürgermeister Karl-Heinz Weber anläßlich der Verleihung der Landesehrennadel von Baden-Württemberg an Dirigent Günter Müller).

Auch im Bereich des Nachwuchses gab es neue, bedeutende Veränderungen. Mit der Übernahme von 12 Jungmusikanten beendete man die traditionell hervorragende eigene Jugendausbildung innerhalb der Kapelle, und überließ diese Aufgabe nun der neu ins Leben gerufenen Musikschule Uhldingen-Mühlhofen.

Mitte der 90er Jahre geschah nahezu Revolutionäres: Die 95 jährige „Männerbastion Musikkapelle Oberuhldingen“ wurde durch die Aufnahme der  ersten weiblichen Musikanten „geknackt“.

Aufgrund einer beruflichen Veränderung gab Erwin Stengele 1993 das Dirigentenamt an Reinhard Scheidegg weiter, übernahm es jedoch infolge Krankheit Scheideggs 1995 wieder. Auch der 1. Vorstand Alfred Boonekamp schied 1992 aus seinem Amt aus. Sein Amt übernahm Dieter Leber, der die Geschicke des Vereins bis 1995 leitete. Sein Nachfolger Hans Mroczek führte den Verein durch die darauffolgenden Jahre, bis Uwe Poisel das Amt des 1. Vorsitzenden im Jahre 1997 übernahm.

Weitere Höhepunkte der 90er Jahre waren die Ausflüge nach Langenau, deren Tradition bis in die 50er Jahre zurückreicht, nach Kiebingen, sowie ein Ausflug nach Oberhausen bei Düsseldorf. Mit Rolf Abt, Albert Birkenmayer, Johannes Boedecker, Konrad Henke, Alfred Keßler und Karl-Heinz Löhle wurden in den 90ern sechs weitere verdiente Mitglieder des Vereins zu Ehrenmitgliedern ernannt. Leider musste man in diesem Jahrzehnt auch vom langjährigen Dirigenten und Ehrendirigenten Kurt Hoppe, sowie von den Ehrenmitgliedern Albert Beil und Emil Nipp Abschied nehmen, die sich sehr um den Verein verdient gemacht hatten.

Im Jahre 1998 entschloß man sich einen Förderverein zu gründen, um den Musikverein bei der Jugendausbildung sowie der Beschaffung von Uniformen und Instrumenten finanziell und personell zu unterstützen.

Blickt man in die Reihen der Musikkapelle anno 2000, so kann man wohl eine der jüngsten Kapellen der Region registrieren, die seit 1999 unter ihrem neuen Dirigenten Walter Ruf und mit dem 1. Vorstand Uwe Poisel an der Spitze, ins Jubiläumsjahr 2000 schreitet. Das 100-jährige Bestehen der Kapelle ist Anlaß, vom 19.-22. Mai 2000 ein großes Musikfest auf dem Festplatz am Sportplatz in Oberuhldingen zu feiern, zu dem alle Bürger recht herzlich eingeladen sind.

Die Musikkapelle Oberuhldingen unter Leitung von Walter Ruf im Jubiläumsjahr 2000


Teil 11: Jahre 2000-2010 – Kontinuität und Wandel

Trotz aller vorheriger Panikmache verläuft der Jahrtausendwechsel reibungslos. Mit den fürchterlichen Terroranschlägen vom 11.September 2001 beginnt eine neue Zeitrechnung, die im „Krieg gegen den Terror“ mündet. Afghanistan-Krieg, der zweite Irak-Krieg, weitere Terroranschläge weltweit und Einschränkungen für alle sind die Konsequenz. Verheerende Naturkatastrophen wie der Tsunami in Ostasien bringen Leid über Millionen von Menschen. Technische Weiterentwicklungen, insbesondere Handy und Internet sorgen für Kommunikation pur.
In Deutschland regiert mit Angela Merkel erstmals eine Frau und 2006 regiert der Fußball eine ganze Nation. Das „Sommermärchen“ mündet zwar nicht im Weltmeistertitel, doch die Euphorie im Land kennt keine Grenzen. Das Jahrzehnt endet jedoch mit einer noch nie da gewesenen Bankenkrise, die die Weltwirtschaft nahezu an den Abgrund bringt. Zukunftsängste und Ungewissheit prägen das Leben vieler Menschen zur Jahrzehntenwende.

Der Musikverein feiert im Jahr 2000 sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Fest in Oberuhldingen. Im Festzelt am Sportplatz spielen unter anderem die „Knabenmusik Meersburg“, die Kapellen des Bezirks 2 sowie „Wilfried Rösch und die Original Böhmischen“ zur Freude einer großen Gratulantenschar auf.

Dirigent Walter Ruf gelingt es mit seinem musikalischen Können und seiner begeisternden Art die Musikerinnen und Musiker stetig weiterzuentwickeln. Das musikalische Repertoire wird permanent erweitert und die positive Stimmung innerhalb der Kapelle für die Zuschauer bei den Auftritten auch deutlich hör- und sichtbar. Das Wortspiel „die Trachtenkapelle Oberuhldingen hat einen exzellenten Ruf“ macht die Runde…

Doch auch Enttäuschungen wurden mit großem Engagement in neue Erfolgsgeschichten umgewandelt. Der musikalische Nachwuchs blieb aus und es drohte der Ausfall mehrerer Generationen in allen Registern. Hatte man in den 90er Jahren die vereinseigene Jugendausbildung eingestellt, so wurde diese im Jahr 2003 wiederbelebt. Günter Kettner trat die Nachfolge des bisherigen 1. Vorstandes Uwe Poisel an und fand in Walter Ruf einen weiteren Förderer der Jugend. 18 Jungmusikanten konnten so bereits beim Weihnachtskonzert 2004 ihre Premiere feiern. Bis zu 10 Ausbilder sorgen für eine gute musikalische Ausbildung und den nötigen Nachwuchs für die Kapelle. Darüber hinaus werden neue Ideen und Showelemente eingebaut und die Internetpräsenz unter www.musikverein-oberuhldingen.de eingerichtet. Die Stimmung der Aktiven ist über die Generationen hinweg erfrischend positiv.

Die Trachtenkapelle aus Oberuhldingen ist sowohl im nahen Umland als auch in fremden Gefilden ein immer gern gehörter Gast. Eine Vielzahl neuer Anfragen von Veranstaltern (z.B. Schlossseefest Salem, Auftritte im Schwarzwald) sowie immer wiederkehrende Einladungen (z.B. Birnauer Weinfest, Konzerte in Markdorf und Hagnau) sind Bestätigung des eingeschlagenen Weges. Dorffest, Jahreskonzert und das neu etablierte Saisoneröffnungskonzert sind alljährlich Publikumsmagnete.

In der fünften Jahreszeit zeigen die „Uhldinger Mönche“ und später dann die neu formierten „Uhldinger Hippies“ bei Fasnetsumzügen und Hallenveranstaltungen wie der musikalische Funken auf das närrische Volk überspringen kann.

Mit Helmut Berner, Franz Beil (beide 40 Jahre) und Manfred Ley (50 Jahre) werden drei Musikanten für langjähriges aktives Musizieren im Musikverein Oberuhldingen geehrt. Leider konnte dem ehemaligen Dirigenten und Vollblutmusiker Erwin Stengele diese Ehre nicht mehr zu Teil werden. Sein viel zu früher Tod im Jahr 2009 reißt eine tiefe Lücke in den Verein. Mit Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft verarbeitet der Verein diese schweren Stunden.

Kontinuität, eine gesunde Mischung aus „jung und alt“, durchweg positive Stimmung und Engagement sind Trumpf im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Eine sich abzeichnende Lösung bezüglich der Proberäume und eine weiterhin gut funktionierende Jugendarbeit bilden zwei Schwerpunkte für die kommenden Jahre.

Die Musikkapelle Oberuhldingen unter Leitung von Walter Ruf im Jahr 2010 bei einem unvergessenen Fototermin vor eindruckvoller Kulisse und auf unsicherem Untergrund…